Samnaun

Samnaun mit dem Cabrio – und das auch noch offen! Es ist einfach unglaublich, wie es ist, mit offenem Verdeck nach Samnaun hoch zu fahren.

In Fließ war das Verdeck noch zu feucht von der Nacht und deshalb sind wir erst mal geschlossen losgefahren. Aber an der Abzweigung nach Samnaun musste es sein:

Jacken an und Dach auf! Geil! Es ist nicht zu beschreiben. Auf einmal sind Dinge wie Geschwindigkeit so was von unwichtig. Versuchst Du sonst, auf den Geraden richtig zu beschleunigen und auch aus den Kurven heraus Gas zu geben, ist Dir das jetzt vollkommen egal. Es geht gemütlich den Berg hinauf, die Wolken über Dir und wenn hinten ein Verrückter kommt (also so einer, wie ich mit dem normalen Auto !) dann rechts geblinkt, kurz angehalten und dann wieder in aller Ruhe weiter.

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Irgendwie hat die ganze Fahrerei etwas Eigenartiges. Ich weiß nicht, wie ich sagen soll, fast poetisches an sich.
Man wird wieder etwas „genullt“, ohne den ganzen technischen Schnickschnack an Bord. Es ist schon fast eine Art Demut, die da über mich kommt. Und dann stellst du fest, dass Du das alles eigentlich gar nicht brauchst, dass Du Dich von Dingen abhängig machst, oder das zumindest denkst, auf die Du ganz locker verzichten kannst. Dieses besondere Gefühl ging mir während der ganzen Tage nicht mehr aus dem Kopf.

Auf einmal verstehst Du wieder, dass es Autos gibt, die vielleicht einfach nicht schneller können. Oder dass es den Fahrern einfach gerade jetzt nicht wichtig ist. Seltsames Gefühl, tut aber auch mal gut, darüber nachzudenken.

Gut genug philosophiert. Samnaun. Früher sind wir da hinauf gefahren, um günstig Alkohol und Zigaretten zu kaufen. Zucker (warum eigentlich?) war auch billig und natürlich der Sprit. Das ist auch heute noch so, aber nicht mehr so extrem, auch, weil der Franken so stark geworden ist. Aber 96 Cent für einen Liter Super ist doch super – oder?

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Ansonsten, na ja, die Preise sind nicht mehr wirklich günstiger, als bei uns, wenn man mal ein wenig auf die Angebote achtet. Und die typischen schweizer Produkte sind gefühlt teurer als in Deutschland.

Heute sind wir das Ganze aber mal anders angegangen.
Beim Hochfahren schon mal in die Käserei und den teuersten Bergkäse ever gekauft, dazu zwei Vintschgerl für schlappe 1,80 sfr und zwei Äpfel. Insgesamt sind wir knapp unter 14 EUR raus gekommen, was für ein kleines Mittagsvesper in der Schweiz anscheinend normal ist. (Wieso macht hier überhaupt noch jemand Urlaub???)

Egal, was willst Du machen? Dann haben wir uns mal die ganze Aktion mit den Seilbahnen in Samnaun/Ischgl angesehen und nach einer gefühlten halben Stunde verzweifelt den Mann hinter dem Schalter um Hilfe gebeten. Es gibt dort mehrere Lifte, entsprechende Pakete, Einzelfahrscheine, ein Schmugglerticket. Rückfahrten sind bei den Sesselliften kostenlos, einer der Lifte kostet eh nichts (in der Schweiz!!!). Wir haben dann eine Berg- und Talfahrt mit der Doppelkabinenbahn (2 Stockwerke übereinander) und eine Bergfahrt mit einem Sessellift (der mit der kostenlosen Talfahrt) gelöst. Wieder schlappe 35 sfr. pro Person! Aber wann bist Du schon mal hier? Ich glaube, genau so denken auch die Schweizer Bergbahnbetreiber.

Seilbahn-Samnaun

Also rein in die Doppelstöckige und rauf auf den ersten Berg, dann gleich mit der kostenlosen etwas runter und sofort die Bergfahrt nach oben. Und schon sind wir auf über 2.700 m Seehöhe, strahlende Sonne, wenige Leute und ein riesen Panorama. Jetzt weiß ich, warum die Schweizer dafür 35 Franken nehmen. Weil es das wert ist! Dieses Panorama bei dem Wetter ist einfach der Hammer!! Aber man kann auch sehr gut sehen, was der Massentourismus in den Bergen anrichtet. Unzählige Lifte wohin man blickt und auf dem „Gipfel“ ist kein Grashalm mehr zu sehen. Geht man aber nur ein paar 100 Meter von der Seilbahn weg, ist die Welt wieder in Ordnung – zumindest auf den ersten Blick.

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Nach ein paar Minuten machen wir uns dann an den Abstieg, denn wir lassen das kostenlose Talfahrtticket verfallen und laufen die ca. 400 Höhenmeter bis zur Bergstation der Seilbahn. Und das ist eine gute Entscheidung. Es geht hauptsächlich abwärts, mal steiler, mal weniger, aber immer auf schönen, kleinen Bergpfaden. Es stören nur die verrückten Mountainbiker, die meinen, es würde Spaß machen, auf diesen Trampelpfaden nach unten zu fahren. Wenn Du dann siehst, dass sie an jeder Kehre das Fahrrad um die Ecke tragen, um dann wieder 15 Meter zu fahren… Spaß sieht anders aus, aber egal, ich muss es ja nicht machen.

Irgendwo unterwegs suchen wir uns dann ein windgeschütztes Plätzchen zur Mittagspause: Bergkäse (der aus der Käserei für 8 Franken) Vintschgerl, (ja, auch die von dort) und die Äpfelchen, dazu eine spottbillige, aber dennoch gute Wurst vom M-Preis und eine Flasche Wasser. Das Alles ergibt ein sensationelles Mittagessen. Sensationell deshalb, weil dazu noch die Berge kommen, die unbezahlbare Rundumsicht auf geschätzten 2500 m Höhe.

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Beim Klick öffnet sich das Panorama und kann komplett gescrollt werden. Achtung! Neidgefahr!


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Nach dem Abstieg gönnen wir uns noch ein Bier auf der Sonnenterrasse der Bergstation und auch das ist atemberaubend. Da sitzt Du direkt über dem Abgrund, als Geländer eine Glasscheibe und blickst hinunter auf das etwa  500 Meter tiefer liegende Tal. Hammer!

Kurz vor der Bergstation dann noch eine kleine Seltenheit: Ein echtes Edelweiß!

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Wieder unten folgt dann der Samnaun-Standard. Einkaufen, Tanken und ab. Jetzt wieder das Dach auf und gemütlich zurück nach Fließ. Es ist so warm, dass wir noch nicht einmal die dicke Jacke brauchen, einfach geiles Cabrio-Wetter. Am Nachmittag versuchen wir noch, beim Giggus in Stanz (www.giggus.at) den sensationellen Schnaps zu kaufen, den wir am Abend vorher probieren durften. Gefunden haben wir es (JA, ganz old school, ohne Navi, nur mit Prospekt und offenen Augen), aber leider war niemand zu Hause. Müssen wir am Montag wohl noch mal hin.

Am Abend sitzen wir nach dem leckeren Essen noch lange mit unserer Gastgeberin zusammen und erzählen über Gott und die Welt. Dabei erfahren wir auch das Familienrezept für den Tannenzapfenlikör. Damit ist auch schon sicher, was wir morgen, auf dem Abstieg vom Venet, mitnehmen müssen. Passt irgendwie zu dem ganzen Tag. Besonders würde ich sagen – und das ist ein riesengroßes Kompliment!

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