WIEN – Mein Eindruck

Was haben wir in Wien gesehen und wie haben wir Wien gesehen?

Vielleicht ist es ganz wichtig, sich vorab einmal klar zu werden, was man vor einem Besuch in Wien überhaupt erwartet hatte? Für mich waren es der Stephansdom, der Zentralfriedhof, die Fiaker, die Hofburg, Schloss Belvedere – eine Stadt voller Geschichte, die sich im täglichen Leben widerspiegelt.

Vor allem freute ich mich aber auf die bekannte Wiener Gemütlichkeit und den sprichwörtlichen Wiener Schmäh. Klar, da ist viel Idealismus dabei- oder auch einfach ein falsches Bild von Wien.

Die Äußerlichkeiten, also die Gebäude, die Parks, der Zentralfriedhof und all die weiteren Sehenswürdigkeiten sind unbestritten beeindruckend. Vor allem der Zentralfriedhof mit seiner schier unendlichen Größe und den Gräbern zwischen Armengrab und Mausoleum, von Leuten wie Du und ich bis hin zur Prominenz wie Udo Jürgens oder Falco ist einmalig und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Ihn würde ich in jedem Fall wieder besuchen.

Die Wiener Lebensart dagegen ist aus meiner Sicht kaum noch spürbar. Wir haben eigentlich nur im Figlmüller und vor allem im Cafe Hawelka das gefunden, was ich als so typisch wienerisch erwartet hatte.

Sonst ist sehr verwunderlich, dass die Stadt von Touristen und Reisegruppen aus Ungarn, der Slowakei und Tschechien fast überflutet wird. Aber nicht nur die Touristen sind es, auch in den Geschäften und Lokalen gibt es wenige Österreicher, hier herrschen fremde Sprachen aus den östlichen Nachbarländern vor. Wenn man in Österreich in einem Laden schon direkt in Englisch angesprochen wird, ist das schon befremdlich. Auf der Strasse sprechen weit mehr als die Hälfte der Menschen kein Deutsch.

Ich muss hier noch einmal klarstellen, dass ich keine Probleme mit Menschen aus dem benachbarten Ausland habe, überhaupt nicht! Aus meiner Sicht geht dadurch nur die Wiener Lebensart, zumindest die, die ich mir so vorgestellt hatte, total verloren. Schade, aber auch verständlich, wenn man die Nähe Wiens zu den Nachbarstaaten betrachtet.

Eine, nein DIE Ausnahme war das Cafe Hawelka! Dort hätte ich einen ganzen Tag verbringen können!

Was mir noch aufgefallen ist, sind die Warteschlangen! Ich habe das so noch nicht erlebt, niemals und nirgendwo.

Vor dem Cafe Sacher, dem Mozart Cafe, den Würstchenbuden, bei Kaiserschmarrn to go, vor Läden usw. stehen Menschen in langen Schlangen an und warten, bis sie endlich drankommen, bzw. eingelassen werden. Da kann doch niemand mehr von einer „echt Wiener Atmosphäre“ im Cafe Sacher sprechen, wenn man wie auf einem Fließband durchgeschleust wird: Erst wenn am Ende 2 Leute rausgehen, dürfen am Anfang wieder 2 neue rein. Erinnert mich irgendwie an eine Autowaschanlage, nur kommt man am Ende nicht sauber raus, sondern finanziell „erleichtert“.

Das ist das nächste, was mir in Wien negativ aufgefallen ist. Wahrscheinlich bedingt durch die vielen Touristen, sind die Preise jenseits von Gut und Böse und ich fühlte mich oft echt abgezockt. Das Paradebeispiel ist die Wiener Wurst für 7,90 €, am Imbiss, inkl. Warteschlange von 20-30 Personen! Nein Danke.

Ich hatte somit einen etwas gespaltenen Eindruck von Wien. Vielleicht verdient die Stadt noch eine zweite Chance, dann nicht in der Adventszeit, sondern im Sommer oder Herbst. Es könnte ja sein, dass die Weihnachtsmärkte die Touristenmassen erst angelockt haben?

Veröffentlicht in Wien 2024

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